Quo vadis Großes Gewächs?

September 1, 2010

Der Traubenadler feiert Geburtstag, immerhin 100 Jahre wird er alt. Zeit also, Bilanz zu ziehen, und was bietet sich dafür mehr an als eine Leistungsschau des Aushängeschilds des VDP, der „Großen Gewächse“ aus dem mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Jahrgang 2009. Diese wurden im Rahmen der Vorpremiere letzte Woche in bekannt professioneller Manier präsentiert. Der VDP selbst spricht von einem überragenden Jahrgang mit optimalen Reifeverlauf, solange, bis er es am Ende selbst noch glaubt, zum Jubiläum darf man sich schließlich etwas wünschen. Eine gewisse Skepsis war bei mir immer angebracht, kein Wunder bei historisch niedrigen Extrakt- und hohen ph-Werten und nach manchem Verkostungserlebnis zuvor.

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Kaiserliche Pflanzerei

Mai 16, 2009

WienWein Schönbrunn; © Helene Waldner6 Millionen Touristen jährlich können nicht irren: Schönbrunn steht für Maria Theresia, die Farbe Gelb oder den ältesten Zoo der Welt. Demnächst könnte auch Wein, ganz genau die lokale Spezialität Gemischter Satz, von der Slow-Food-Stiftung für Biodiversität immerhin als „Präsidio“-Produkt ausgezeichnet, im gleichen Atemzug genannt werden. Das war sicher nicht nur ein Hintergedanke der 4 WienWein-Winzer, die ihre Vision der Wiederbelebung eines ehemals historischen Weingartens im Schloßpark vor 5 Tagen endgültig realisierten.

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Hallo Wien reloaded

Oktober 31, 2008

Junger WienerHallo-Ween“ again, schleich‘ Di servus „Junger Wiener„: schmeckt ziemlich gruselig wie fast alle Primeurs, hoffentlich erfüllt das zur Kampagne gehörige „Junger Wiener“-Kondom seinen Zweck, sonst gibt’s nächsten Sommer noch mehr Rauschkinder junge Wiener.

Bildquelle: Wiener Wein

Eine Frage der Ehre

Juli 29, 2007

In diesen Stunden geht die Neuauflage der Tour de Farce in Paris zu Ende. Mit ihr auch die Tour insgesamt?

Inspiriert wurde ich durch dieses Posting des britischen Weinjournalisten Jamie Goode. Honesty ist auch der Titel eines Songs von Billy Joel aus seinem Album „52nd Street“, einer meiner Lieblingsscheiben, immerhin schon knapp 30 Jahre alt. Schon damals brachte der Piano Man aus New York mit diesen Zeilen Millionen von Fans zum Nachdenken:

„Honesty is such a lonely word
Everyone is so untrue“

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Außen hui, innen pfui

Juli 20, 2007

Nun also doch: die sonst so patriotisch-unkritische Presse Österreichs Leo Hillingerlegt sich mit einem der Mediendarlings der heimischen Winzerszene an. Konkret berichtet der Wiener Kurier von einer Begehung des Weinguts Hillinger. Diese wurde notwendig, weil Ex-Dressman Leo Hillinger bezeichnender Weise sein Unternehmen von einem landwirtschaftlichen auf einen gewerblichen Betrieb ausweiten möchte. Und wenn man den Worten des zuständigen Landesumweltanwalts Glauben schenken darf, liegt da einiges im Argen. Er spricht von „Zuständen“, „einem zur Küche umfunktionierten Labor“, „einer schönen Fassade, hinter welcher man aber alles findet, was Gott verboten hat“, das noch dazu „unsachgemäß gelagert wird“.

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Sturmfreie Bude

September 30, 2006

Alle Jahre wieder, es wird Herbst, ja heuer haben wir sogar einen richtigen Altweibersommer, die Lesezeit beginnt, und das Sturmverdurstende Volk verlangt nach … Sturm! Gemeint ist nicht der demnächst insolvente Fußballklub aus Graz, das Lüftchen im ÖFB-Team, „The Tempest“ von Shakespeare oder gar die Heimsuchung New Orleans’ durch Katrina, sondern ein trübes, unappetitlich aussehendes, ordinär und süß schmeckendes, Kopfweh verursachendes und die Verdauung beschleunigendes Gesöff. Für alle der Feinheiten österreichischer Sprache nicht Mächtigen: Sturm ist nichts anderes als Federweißer. Diese Bezeichnung ließ man in Deutschland sogar schützen, wo käme man auch hin, wenn der hochwertige Deutsche Federweiße von südeuropäischem Billigmost verdrängt wird. Den wahren Deutschen Federweißen mit der Bezeichnung „Kabinett halbtrocken“ oder „Spätlese lieblich“ hab’ ich allerdings noch nicht gesehen.

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WM zum Wein(en)

Mai 30, 2006

Der 9. Juni rückt immer näher und ganz Fußball-Deutschland fiebert dem ersten von 3 bis maximal 4 Auftritten des freundlichen Gastgebers entgegen. Aber auch an den fußballverrückten Gourmet und Weinfreund wurde seitens des Veranstalters gedacht. So sorgen kulinarische Schmankerl der sorgfältig ausgewählten, weil finanzkräftigen offiziellen Partner McDonalds, Coca-Cola und Anheuscher Busch für höchste Magen- und Gaumenfreuden. Da lässt sich die Flasche und RasenDeutsche Weinwirtschaft natürlich nicht lumpen und garantiert, dass die besten und größten Flaschen sich demnächst nicht nur auf dem Rasen tummeln. Auch wenn die meisten der hier Angeführten über einen eher bescheidenen Bekanntheitsgrad verfügen, schaffen deren sorgfältig selektierte Weine eine wunderbare Symbiose mit Bic Mac & Co, und gewinnen mit Cola und Bud aufgespritzt gar an Qualität dazu. Vorausgesetzt die unumgängliche Aufbesserung des Taschengelds für Sepp Blatter führt sie vorher nicht noch in die Pleite, wie beim Goleo-Hersteller zuletzt passiert.

Ob bei derart verlockenden Aussichten die zahlreichen anonymen VIPs mit unversteuerten Gratistickets ihre jüngste Aussperrung noch immer bedauern? Böse Zungen behaupten gar, dass diese sich auf diese Weise der drohenden Magen- und Gaumenattacke nur elegant entziehen wollen. Das ist selbstverständlich genauso nur ein Gerücht, wie die erneute Präsentation der mangels Nachfrage reichlich übrig bleibenden WM-Weine Ende August, dann allerdings als „Großes Gewächs“ mit dem Vermerk „ich war dabei“.

Bildquelle: Deutsches Weininstitut

just in time (1)

März 21, 2006

Weine sollten der Öffentlichkeit dann gezeigt werden, wenn sie ihren ersten Höhepunkt haben und entsprechend positive Kritiken erwarten dürfen. Und zwar unabhängig von Güte und Preis.

Beim „Beaujolais Nouveau“ z.B. ist das traditionell am dritten Donnerstag im November des Erntejahres der Fall, später Gräfenberg EGist er wohl noch weniger trinkbar. Dass aber jetzt ein Deutscher Vorzeigebetrieb ähnlich agiert (oder agieren muss, Stichwort „trinkbar“?) und die meisten trockenen Weine des spätreifenden Rieslings noch im Erntejahr auf die Flasche bringt, „um den reduktiven Stil des Hauses in die Flasche zu retten“, wie Wilhelm Weil sich zu rechtfertigen versucht, ist dann doch eher überraschend. Aber es wird noch schlimmer: im Rahmen einer Promotion Tour für den neuen Jahrgang wurde auch schon der als Erstes Gewächs vorgesehene 05er ‚Kiedrich Gräfenberg‘ präsentiert, und zwar entgegen den Statuten bereits im Februar des Folgejahres, was nicht nur unter prominenten Deutschen Weinjournalisten für erheblichen Aufruhr sorgte, die das nicht mehr als reines Kavaliersdelikt abkanzeln wollen, sondern gar von Sündenfall sprechen.

Auch wenn es sicher nicht verkehrt ist, sich marketing- und qualitätsmäßig am südlichen Nachbarn zu orientieren, muss man die Qualitätspyramide des VDP nicht gleich um die Kategorie „Heuriger“ ergänzen, schon gar nicht nach oben. Der Werbeslogan „Weil Weil-Wein Charakter hat“ wird dadurch nicht glaubwürdiger. Aber die verantwortliche Marketing-Lady versteht ihr Geschäft ausgezeichnet, nicht nur für ihren Arbeitgeber, sondern wohl auch für ihren Zukünftigen, dem sie gerade zu seinem Einzel-, pardon Meisterstück verhalf. Dazu später mehr.

Neueste Trends sind nicht selten spanischer Herkunft, egal ob in der Kunst und Architektur, bei Film und Musik, oder beim Essen und Trinken. Nun kommt des Spaniers künstlerische Ader auch vielen Weinetiketten zugute, was die Erwartungen an den Flascheninhalt sofort nach oben schraubt. Raffiniert und legal ist das ja, vor allem im Vergleich zu eher zweifelhaften Praktiken mit algerischen Weinen in der Edelcuvée aus Südfrankreich, leuchtend rotem Dornfelder im blassen Spätburgunder aus Deutschland oder gar Frostschutzmittel in der TBA vom Neusiedlersee.

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