Wein trifft Kunst in Berlin

September 10, 2010

Es war schon ein besonderes Wagnis, als sich der VDP anlässlich seines 100-jährigen Bestehens dazu entschloss, die sogenannte Gutswein, an der er seine „Großen Gewächse“ traditionsgemäß erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert, durch einen Rundgang durch Berlins Galerienszene, an diesem Tag aufgewertet durch die Anwesenheit der besten Winzer und Weine des Landes, zu ersetzen. Wie wird das Wetter am Sonntag, nachdem am Samstag-Nachmittag entgegen der Prognose Regen einsetzte? Wie wird das Event in der Wein- und Kunstszene und Berliner Bevölkerung angenommen, nachdem die lokale Presse zum Teil in Sonderbeilagen auf das kommende Ereignis hinwies? Nun, 5 Tage später darf das das Experiment als mehr als gelungen bezeichnet werden. Wein als Kulturgut bedeutet in erster Linie Genuss. Wie eben auch die Auseinandersetzung mit Kunst. Und dient gleichzeitig als Anknüpfungspunkt für spannende Gespräche. Keineswegs aber eine Zurschaustellung, die nur darauf wartet, bejubelt oder abgecancelt zu werden. Ich habe zumindest keine selbsternannten Kritiker gesehen, die die ausgestellten Kunstwerke mit Schulnoten bewertet haben.

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Quo vadis Großes Gewächs?

September 1, 2010

Der Traubenadler feiert Geburtstag, immerhin 100 Jahre wird er alt. Zeit also, Bilanz zu ziehen, und was bietet sich dafür mehr an als eine Leistungsschau des Aushängeschilds des VDP, der „Großen Gewächse“ aus dem mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Jahrgang 2009. Diese wurden im Rahmen der Vorpremiere letzte Woche in bekannt professioneller Manier präsentiert. Der VDP selbst spricht von einem überragenden Jahrgang mit optimalen Reifeverlauf, solange, bis er es am Ende selbst noch glaubt, zum Jubiläum darf man sich schließlich etwas wünschen. Eine gewisse Skepsis war bei mir immer angebracht, kein Wunder bei historisch niedrigen Extrakt- und hohen ph-Werten und nach manchem Verkostungserlebnis zuvor.

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Wie gut oder wie schlecht reift St. Laurent, und was sind dessen Zukunftsperspektiven, darüber sollten die letzten beiden Flights des St. Laurent Dinners im Schwarzen Kameel Klarheit schaffen.

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Hier also die ersten, längst überfälligen Randnotizen des als offizielle Initialzündung des „St. Laurent Think Tank“ gedachten Dinners im Schwarzen Kameel am Vorabend zur VieVinum. In der Bel Etage dieser Wiener Institution für Leib‘ und Seel‘ trafen einander 9 Winzer mit einer kleinen Anzahl ausgewählter Weinfreunde, fachfraulich und mit letztem Engagement moderiert von Julia Sevenich. Jeder Winzer brachte 2 Weine (aktuell und gereift) ein, um zum einen Bandbreite und Potenzial zu zeigen, zum anderen die Identität des St. Laurents auf dem Weg zur eigenständigen Spitzensorte herauszuarbeiten. Die Weine wurden in einem 2er und 4 4er Flights blind verkostet, gereicht wurden diese zu einem hervorragenden 4-Gang-Menü aus einer der besten Küchen Wiens, die auch nach dem plötzlichen Weggang von Christian Domschütz keinerlei Schwächen offenbarte.

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Punktewahnsinn (10)

November 19, 2009

Seit Mittwoch ist die neue Ausgabe des führenden deutschen Weinführers Gault Millau nun auch offiziell im Handel, nachdem sein vereinzeltes Erscheinen letzte Woche einiges an Irritationen ausgelöst hat. Als bester deutscher Riesling wird dort das ‚Kirchenstück‘ von Bürklin-Wolf geführt, der mit 96 Punkten am Prädikat Weltklasse kratzt. Auch einige geschätzte Weinfreunde sahen diesen Wein an der Jahrgangsspitze. Erstaunlicherweise erhält der gleiche Wein im zweitwichtigsten Weinführer des Landes gerademal 89 Punkte, genauso viel oder wenig wie beim führenden Online-Portal wein-plus, der Feinschmecker meint zu Bürklin-Wolf gar „mehr als durchschnittliche Qualitäten bieten die 2008er Weine nicht“. Ich selbst sah Bürklin-Wolfs ‚Kirchenstück‘ in diesem Jahr bei 91+, und damit schwächer als im Vorjahr vor allem aufgrund der heuer zu deutlich wahrnehmbaren Restsüße.

Wer hat nun recht oder unrecht?

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Weinköniginnen-Stadl

Oktober 10, 2009

Deutschland feiert seine Weinkönigin. Ganz Deutschland? Eher meinte man, die diesjährige Wahl der Deutschen Weinkönigin gleiche einer Festveranstaltung Sonja Christfür ein Ausflugstreffen mehrerer Altersheime aus nah und fern, das Finale präsentierte sich mehr als nostalgisch im Stile der 70er mit längst vergessenen Showgrößen wie Tony Amarillo Christie und den Les Humphries Singers. Oder war gar der smarte Moderator Jens Hübchen als potentieller Schwiegersohn der zunehmend tobenden Fangemeinde der eigentliche Star der Sendung? Hansi Hinterseer oder Florian Silbereisen hätten’s kaum besser machen können, sodass künftig Stefan Raab das  Konzept zu „Germany’s next Winequeen“ doch nicht weiterentwickeln wird. Schade eigentlich.

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Zeitlose Wollust

Juni 27, 2009

Man kann natürlich Weine beurteilen, ohne sie zu kennen. Und sie technisch-analytisch mit beliebigen anderen Weinen vergleichen oder an einem wie auch immer definierten Idealwein messen. Man kann das Ganze auch anders angehen, wie ich es bei einer Art Leistungsschau einiger Spitzenrieslinge aus Deutschland und Österreich aus dem umstrittenen Jahrgang 2003 versucht habe. Bei unserem Event „2003er Rieslinge auf dem Prüfstand“ ging es mir gar nicht um den Vergleich, wer letztendlich der beste ist, sondern wer es unter extrem schwierigen Voraussetzungen schafft, dennoch authentische, jahrgangs- und herkunftstypische Weine mit Trinkspaß zu erzeugen. Ohne die in allen Fällen unzweifelhaft große Herkunft und den heißen Jahrgang 2003 zu verleugnen.

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Blaufränkisch vs Lemberger, reizvoll und doch langweilig zugleich, noch immer gingen die Burgenländer bei solchen Vergleichen Blaufränkisch und Lemberger 0902als Sieger hervor, auch ohne „AuWi„-Doping. Auch deshalb war ich gegen eine weitere Auflage einer solchen Blindprobe eines befreundeten Weinhändlers, vielmehr interessierte mich der eine oder andere ausgewählte Vertreter aus Deutschland im kritischen und nachhaltigen Vergleich mit einem Referenzwein aus Österreich. Letztendlich verkosteten wir aus Baden eine Vertikale (05, 06, 07) des ‚Lemberger‘ von Zalwander und den ‚Thymos‘ von Alexander Laible aus Baden, aus Burgenland den burgundischen ‚Neckenmarkter‘ von Moric und den bordeauxhaften ‚Oberer Wald‘ von ET, jeweils aus 2006.

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Weingenuss bei T.O.M ®

Oktober 15, 2008

Nachdem ich die letzten Male pausiert habe, gibt Theo Huesmann als Ausrichter der heutigen Etappe der Weinrallye diesmal ein Thema vor, das mir sehr am WeinrallyeHerzen liegt, nämlich „Weingenuss im Restaurant„. Gerade als Freund guten Essens begleitet von mindestens ebensogutem Wein, ohne sich gleich verschulden zu müssen, stoße ich in der hiesigen Gastronomie oftmals auf Unverständnis, Aufschläge von mehreren 100% auf die Einkaufspreise gehören zur Realität. Selbstverständlich lässt sich alles argumentieren, aber nicht mit mir, ich heb‘ mir meine Restaurantbesuche lieber für Reisen nach Südeuropa oder sogar in die USA auf, wo die Weinpreise selten das Doppelte der Ab-Hof-Preise übersteigen. Aber auch in Mitteleuropa findet man positive Ausnahmen zu den sonstigen Usancen, und noch viel mehr.

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Deutschland ist Weißweinland und Weißwein ist gleich Riesling. Lokale Spezialitäten wie Gutedel in Südbaden, Elbling an der oberen Mosel oder Goldriesling an der Elbe ergeben im Idealfall ehrliche Weine, wie auch die (weißen und grauen) Burgunder am Kaiserstuhl oder der südlichen Pfalz selten internationale Reputation erlangen. Auch der typische Frankenwein war einst ein erdiger Müller-Thurgau oder Silvaner, der noch dazu anders als im restlichen Deutschland fränkisch-trocken ohne das so populäre Zuckerschwänzchen ausgebaut und oft in eigene Flaschenformate abgefüllt wurde. Im Laufe der Zeit mussten auch dort große Flächen dem Riesling weichen, mit dem man scheinbar eher reüssieren konnte. Und auch die vermeintlich besten Silvaner wurden immer cleaner, konzentrierter und fruchtbetonter, um im Konzert der großen Weißweine Deutschlands mitspielen zu können. Eine Fehlentwicklung?

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